Beiträge von lolo

Solche Schritte gibt es wohl selten, wie ich ihn vor dieser Saison gewagt hab. Bei Lyon hatte ich so ziemlich alles – Erfolg, Lieblingsspieler, Finanzstärke, Selbstständigkeit. Es war ein purer Genuss solch ein Team zu managen. Alles fiel leicht und auch wenn nicht immer alles klappte, letztendlich ist man mit solch einem Kader doch immer glücklich.
Doch jeder braucht Veränderungen und somit kam der Wechsel. Lange habe ich überlegt, teilweise schon zwei Spielzeiten zuvor. Und ich bin nicht der einzige, der bei ZOS einen solchen Weg geht oder gegangen ist. Wenn auch etwas anders, so hat auch mein Vorgänger Reitmeier diesen Weg eingeschlagen. Der Rücktritt von SEINEM Lyon und nach einer kurzen Pause die Rückkehr. Aber nicht zu einem guten Team, sondern zum kleinen Brest. Was aus dieser Geschichte wurde kennt jeder von uns. Hut ab!
Doch auch Paddy, das ZOS-Urgestein, stand eigentlich stets bei Topteams unter Vertrag, so zum Beispiel Real Madrid oder Arsenal. Nun aber zuerst ein kurzer Aufenthalt bei Sassuolo und dann doch nur QPR. Auch wenn der Aufsteiger sicherlich stark genug für die EL ist, ist es dennoch kein Vergleich zu den Neustartzeiten.
Und selbst in diesem Frühjahr war ich nicht der einzige mit diesem Schritt. Kaka! Hatte genau die gleiche Ausgangslage: Alkmaar als (noch)ganz klarer Ligaprimus und dann der Wechsel zum italienischen Aufsteiger Atalanta. Respekt für deine Entscheidung!
Doch was ändert sich eigentlich, wenn man vom absoluten Topteam zum Aufsteiger wechselt?
Natürlich, Siege gibt es nicht mehr wie am Fließband. Aber daran gewöhnt man sich sehr schnell dran, schließlich muss man auch realistisch bleiben. Der Druck? Der war bei Lyon auch hoch, denn ich konnte ja nur versagen. Deshalb ist bei Cardiff der Druck aber auch nicht gerade geringer. Zumindest zu Beginn hängt dir immer dieses Wort „Abstieg“ im Nacken. Was wäre, wenn der Abstieg wirklich passieren würde? Eine Arbeit umsonst. Und dann?
Gott sei Dank schaut es nach der Hinrunde nicht danach aus und somit kann ich nun beruhigt und wohl wirklich ohne Druck arbeiten. Doch es gestaltet sich nicht leicht, das Team voranzubringen. Talente sind kaum finanzierbar, schon gar nicht diese, wo ich bereits große Hoffnungen reinsetze. Und was bringen mir da meine Kenntnisse über den italienischen Fußball, wenn die ganzen Spieler eh bei Inter, Juventus, Lazio, Roma und Co. kicken und ich keine Chance habe? Bei Lyon konnte man wenigstens noch unmoralische Gebote machen und im Notfall muss man einfach risikofreudig sein. Was soll es dem Verein auch groß schaden? Bei Cardiff ist das anders. Risiko ja, fast schon Pflicht! Ohne geht nicht, denn anders kann man sich Talente nicht leisten. Doch kann es sich der Verein leisten? Stagnieren die Talente, stagniert auch Cardiff, entwickelt sich vielleicht sogar zurück. Wenn man sich Brest ansieht, ist die Hauptentwicklung durch die Jugendarbeit gekommen. Reitmeier hat es geschafft seine französischen Jungs an Bord zu holen und diese haben sich zum Großteil blenden entwickelt.
Im A-Kader läuft es nicht viel anders. Verstärken kann man das Team leicht. Ein paar alte Jungs mit ordentlicher Stärke sind immer verfügbar, doch wann kommt der Schritt in die Zukunft? Eine Innenverteidigung mit Lucchini und Wes Brown mag zwar gut Stärke haben, doch irgendwann muss man auch an die nächste und übernächste Saison denken. Doch woher sollen junge starke Spieler herkommen? Und was soll man bieten? Man hat kaum interessante Spieler, Cardiff ist zudem noch immer ein Zweitligist und warum eigentlich ein 2:1 gegen einen Aufsteiger machen? Ihr glaubt nicht wie oft ich „Cardiff spielt nur Championship, den Spieler will ich nicht“ oder „Warum sollte ich den besseren Spieler bei einem Team wie Cardiff spielen lassen“ gehört hab. Gerade den zweiten Teil habe ich oft persönlich genommen. Das Gebot war gut, hätte beiden Teams was gebracht, aber nur weil ich Cardiff hab, darf ich den Spieler nicht bekommen?! In your face..
Doch es gibt auch positive Reaktionen meiner Kollegen. 2-3 Deals waren natürlich schon recht vorteilhaft bzw. ein Schnäppchen für mich, aber ich glaub nach den ganzen letzten Jahren, bei Lyon und wohl auch als Teammie, hab ich mal eine kleine Hilfe verdient. So und nicht anders ist es auch bei Reitmeier. Ein sensibles Thema für Fabi, aber ich verstehe in vollkommen. Nach nur einer halben Saison geht mir das Gemeckere schon jetzt auf die Nerven. „So billig, hätte ich ihn auch genommen“, „du hast die besten Leihen“ usw.
Doch ich lasse mich davon nicht beirren. Mache einfach weiter und versuche, auch wenn mir seit Wochen/Monaten kein Transfer gelingt, das Team voranzubringen. Ich habe hohe Ziele mit Cardiff und wills nicht nur euch, sondern auch vor allem mir beweisen! Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, doch ich lass mich nicht davon abbringen!

Ein kleiner Ausschnitt aus meinen ersten Erfahrungen nach dem Vereinswechsel.