Die Lage in Haiti ist dramatisch: Ein heftiges Erdbeben hat den bitterarmen Karibikstaat erschüttert. Verlässliche Opferzahlen gibt es noch nicht, doch erste Schätzungen gehen von Hunderten Toten aus. Die Hauptstadt Port-au-Prince wurde schwer getroffen, selbst der Präsidentenpalast ist eingestürzt.
Die ersten Augenzeugenberichte waren diffus und sporadisch, doch sie deuteten das Ausmaß der Katastrophe bereits an: "Der Himmel ist grau vor lauter Staub", sagte Henry Bahn, ein Mitarbeiter des US-Landwirtschaftsministeriums in Haiti, der Nachrichtenagentur AP. "Alle hier sind entsetzt und verstört."
Erst langsam offenbart sich der Alptraum, der das ärmste Land der westlichen Hemisphäre am späten Dienstagnachmittag ereilt hat - ein Land, dessen Geschichte voller Tragödien ist. Haitis US-Botschafter Raymond Joseph, der es schaffte, kurz mit dem Büro seines Präsidenten zu sprechen, prophezeite auf CNN eine "Katastrophe von enormen Ausmaßen".
Die Zahlen sprechen dafür: Nach Messungen des seismologisch-geologischen Instituts der USA (USGS) war das Erdbeben um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 MEZ) mit einer Stärke von 7,0 das verheerendste in dieser Gegend seit 1770. Das Epizentrum lag rund 15 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, der Bebenherd lag in nur zehn Kilometern Tiefe, von wo die Erschütterungen ungebremst an die Oberfläche rasen konnten.
Es folgten mehr als ein Dutzend Nachbeben, die Experten zufolge noch tagelang andauern und die Menschen weiter gefährden könnten. Zwei Stunden lang wurde für einige Regionen der Karibik sogar eine Tsunami-Warnung ausgegeben.
Quelle: Spiegel Online
