ARD vs. Muhabbet

  • Was als Sensationsenthüllung einer Hessischen Rundfunkredakteurin im Rohr zu krepieren drohte, wächst sich nun zur veritablen Hexenjagd aus: Der Beef der ARD mit Muhabbet. Keine Nachricht, eine Glosse. (...)

    Muhabbet absolviert einen Promoauftritt mit den Außenminister Allstars, was der Frankfurter Dokumentarfilmerin Esther Schapira willkommener Anlass ist, eine Anekdote vom Rande einer Fernsehpreisverleihung zum medienwirksamen Skandal hochzujazzen. Im Gewusel zwischen Fingerfood und Prosecco soll sich Muhabbet dort despektierlich zur islamistisch motivierten Ermordung des holländischen Filmemachers Theo van Gogh geäußert haben.

    Der genaue Wortlaut dieser kurzen Battle lässt sich nicht mehr rekonstruieren, es steht Aussage gegen Aussage. Als erhärtender Beweis für die radikale Gesinnung Muhabbets müssen Interpretationen zweifelhafter Songtexte herhalten, die sein Bruder und er irgendwann mal im heimischen Kinderzimmer produziert haben und die das große Gedächtnis namens Internet der Nachwelt bewahrte.

    Der ARD ist das Beweis genug, sie schwingt die ganz große Islamismuskeule. Aber die Skandalisierung will nicht recht gelingen, schnell überwiegen Stimmen der Vernunft, die jahrelange Wohltätigkeit und Engagement des Sängers höher bewerten als pubertäre Raplyrics aus seiner Teenagervergangenheit. Nicht einmal die Bildzeitung, sonst kaum einer xenophoben Steilvorlage abgeneigt, mag sich empören.

    Doch nun legt die ARD kräftig nach: Im Auftrag des Polit-Magazins Kontraste "recherchierten" zwei Reporter des Rundfunks Berlin Brandenburg in Muhabbets "Vergangenheit" und rücken ihn in einer abenteuerlichen Räuberpistole kurzerhand in den "Dunstkreis der Grauen Wölfe", einer Organisation türkischer Rechtsextremisten. Härtester und dummerweise auch einziger 'Beweis' der öffentlich-rechtlichen Enthüllungsjournalisten für eine solche Verbindung: Ein "Internet-Freund" von Muhabbet, ein gewisser Osun Baba, sei - so heißt es in der Kontraste-Sendung vom gestrigen Donnerstag - "ein erklärter Grauer Wolf".

    Moment mal, "Internet-Freund"? Ja tatsächlich: Die fleißigen und mutigen ARD-Reporter sind dort hingegangen, wo es wehtut und haben unter den 7.852 Myspace-Friends Muhabbets tatsächlich einen ansonsten vernachlässigenswerten Leverkusener Rapper mit zweifelhaften Ansichten entdeckt.

    Nun muss man sich natürlich fragen, ob die nur in galaktischen Maßstäben zu umschreibende Entfernung zwischen einer Myspace-'Freundschaft' und echten sozialen Beziehungen einer im öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag tätigen Politikredaktion tatsächlich unbekannt sein kann. Oder ob die ARD einfach mal Bock auf Beef hat, weil sie Muhabbets Songs scheiße findet. Wir vermuten verständnisvoll Letzteres und freuen uns, dass unsere Rundfunk-Gebühren derart unterhaltsamen Zwecken zugeführt werden.

    Quelle: laut.de




    Oh Mann, ARD...

  • Oha, ich muss zugeben mit meinem HeartKick-Account auch Freund von Muhabbet zu sein, da er uns im letzten Jahr unterstützt hatte. Und nein, HeartKick ist garantiert keine islamistische Organisation, sondern ein Verein, der schwerkranken Kindern hilft.
    Ich für meinen Teil kenne einige Songs von Muhabbet und finde diese wirklich gut. Bestes Beispiel ist "Schau hin", auch wenn die ARD diese Forderung wohl ein wenig zu ernst genommen hat, und "typisch Deutsch" überinterpretierte.

  • Dass das keinen interessiert, würde ich nicht sagen. Es gibt sicherlich einige Leute, die man mit negativen Berichten über moderne Musiker, speziell Hip-Hopper, erreichen kann. Das Hauptpublikum der ARD sind nunmal nicht die 14-29-jährigen.

  • schon arm, was die ard da abliefert. ähnlich wie damals bei einigen berichten über killerspiele und ihre auswirkungen. da gibt es ein sehr nettes kommentiertes video, wo alle lügen und fehler aufgedeckt werden aus den beiträgen.


    edit: hier hab ichs gefunden. eine ähnlich seriöse berichterstattung der ard. hab mich echt teilweise kaputtgelacht, was für ein schwachsinn da erzählt wurde.

  • Da lob ich mir doch die Trennung zwischen Bildungsfernsehen der klassischen Art und dem neuen BIldungsfernsehen.
    Klassisch: ARD, ZDF
    Neu: PRO7, Sat1, RTL II, RTL


    Nein, auch das ist nicht ernst gemeint, die ARD hat einige gute und informative Sendungen, aber sowas finde ich unter aller Sau!

  • Sag ich ja, scheiss Staatsfernsehen, würde die Sportschau dort nicht laufen, würd ich den Sender von meiner Senderliste streichen, denn gerade die ARD ist bekannt für bewusst falsche Informationen in ihren Sendungen...

  • Vorsicht, man weiß ja nicht, wer hier so mitliest...^^
    Erinner da gerne an dieses Schäuble-Google-Bild :P


    "Der Staat liest alles" wuah! :P


    Also ich persönlich finde das Erste in einigen Sendungen weiterhin sehr gut. Das ZDF noch besser, die haben glaube ich öfter den Adler, jedenfalls läuft der auf einem von beidem. Und alleine die Sendung macht den Sender prinzipiell gut :P

  • Zitat

    Original von Nub am 30. November 2007, 20:33 Uhr
    Sag ich ja, scheiss Staatsfernsehen, würde die Sportschau dort nicht laufen, würd ich den Sender von meiner Senderliste streichen, denn gerade die ARD ist bekannt für bewusst falsche Informationen in ihren Sendungen...


    Ich find die ARD ist mittlerweile recht gut positioniert.
    Schmidt & Pocher gefallen mir, Polylux nehm ich dann danach auch immer noch mit, weil es irgendwie was hat, auch Plasberg fand ich gut. An Serien oder Filmen kommt da eher weniger, aber die haben durchaus interessante Sendungen im Programm.


    Und das ist mir 1000 Mal lieber als rund um die Uhr Verblödung durch Call-In, Richterin Barba Salesch und Kollegen, Pseudo-Dokus oder Boulevard-Magazinen.


    Beim Fernsehen seh ich eins der wenigen Gebiete, wo aufgrund der Wichtigkeit des Mediums und der Qualitätserhaltung der Staat eingreifen muss. In fast allen anderen Bereichen bin ich ganz klar für Privatisierung und Liberalsierung, aber um himmelswillen nicht beim Fernsehen.


    Die Tagesschau oder heute-Nachrichten wären doch schon längst verstorben, als ob sich damit Werbeeinnahmen in der wie es so schön heißt "relevanten Zielgruppe der 14- bis 29-jährigen zu erreichen sind.

  • TV ist generell Verblödung, daran ändern auch die staatlichen Sender durch ihre bewusste falschen Darstellungen nichts, daher schaue ich außer einmal wöchentlich Prison Break [man könnt sich ja sonst nichts] kein TV. Da nutze ich die Zeit lieber sinnvoll und schaffe was... Gute Filme sind was anderes, die kann man sich immer anschauen, aber irgendwelche Shows oder falsche Reportagen.... Ne du, lass mal lieber... Mit Shows meine ich jetzt auch nicht so etwas wie Schmidt & Pocher, das ist Entertainment, lachen tu ich auch gerne, aber es läuft halt viel anderer Mist... [Man, schreibe ich den Mist durcheinander, die Zusammenhänge verschieben sich leicht :O ]


  • Die Gerichtsshows sollen ja zum Glück abgeschafft werden! Schonmal ein Fortschritt.
    Wie gesagt, es gibt einige Sendungen, die mir auf ARD und ZDF gefallen, allerdings fehlen mir dort auch so Spielfilmhighlights, wie es sie auf RTL/Sat1 und Pro7 teilweise gibt.

  • Trotzdem ein Fortschritt. :)


    Aber zurück zum eigentlichen Thema: SO etwas darf sich ein Sender nicht erlauben. Solch unbegründete und irrsinnige Behauptungen sind einfach nicht tragbar, erst recht nicht für einen staatlichen Sender, der doch zumindest seriös sein sollte...

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